art.wikisort.org - Skulptur

Search / Calendar

Eine Bronzeplastik, eine Bronzeskulptur (bei Einhaltung der Unterscheidung von Skulptur und Plastik trotz weiter Verbreitung weniger korrekt) oder seltener ein Bronzebildwerk, kurz auch Bronze genannt, ist ein aus Bronze hergestelltes Kunstwerk. Bronze ist eine Legierung aus Kupfer und Zinn (im Gegensatz zu Messing, einer Legierung aus Kupfer und Zink), der andere Elemente in geringeren Mengen zugesetzt werden können. Bronze ist ein widerstandsfähiges Material, das mit verschiedenen Patina versehen werden kann. Es gibt zwei Gussverfahren: das Wachsausschmelzverfahren[1] und das Sandform- oder Sandgussverfahren.[2] Namen und Nachweise zu deutschen und internationalen Bronzegießereien sind auf der Liste bekannter Erzgießer und Bildgießereien zu finden.


Antike



Griechische Klassik


Poseidon vom Kap Artemision, 5. Jahrhundert v. Chr., Athen, Nationalmuseum
Poseidon vom Kap Artemision, 5. Jahrhundert v. Chr., Athen, Nationalmuseum

Aus der griechischen Klassik sind bedeutende Bronzewerke bekannt, die schon im Altertum berühmt waren und vielfach kopiert wurden, insbesondere in der römischen Antike. Einer der berühmtesten Meister war Praxiteles, dessen Steinskulpturen nicht nur in Bronzerepliken verbreitet waren, sondern der auch zahlreiche eigene Bronzewerke schuf. Neben Praxiteles waren Skopas und Lysipp beliebt, letzterem wurden ca. 1500 Erzbildwerke zugeschrieben, die allerdings meist nur in Kopien erhalten sind. Diese spätgriechishen Meister gingen ihrerseits auf die großen Vorbilder Polyklet und Pheidias zurück. Ursprünglich hatte jeder erfolgreiche Wettkämpfer in Olympia, Korinth und Nemea das Recht, eine eigene Bronzeplastik im Heiligtum aufzustellen. In späteren Jahrhunderten sind sehr viele Bronzen zerschlagen und eingeschmolzen worden. Daher sind nur sehr wenige Bronzen aus der Antike erhalten geblieben. In jüngerer Zeit wurden allerdings etliche Bronzen aus dem Meer geborgen. Anhand dieser Funde konnte die hohe Fertigungskunst des Gießerhandwerks studiert werden: Kupfer, Zinn und Blei wurde auf 1000 Grad erhitzt und in tönerne Formen gegossen. Durch das Studium der Technik ließ sich nicht nur Original von Kopie deutlicher unterscheiden, sondern es wurde auch klar, dass die Bronzen in klassischer und hellenistischer Zeit in wenigen Werkstätten an zentralem Ort, meist in der Gegend von Neapel hergestellt wurden. Von dort wurden die fertigen Bronzestatuen in kleinen Segelschiffen über das Mittelmeer bis nach Ägypten, Spanien und Sizilien, sowie in die griechischen Kolonien nach Kleinasien transportiert. Dort wurden sie als Schmuck in den Villen reicher Adliger aufgestellt.

Beispiele für jüngere Funde von Bronzeplastiken:


Römische Bronzen


Berühmt ist die Lex de imperio Vespasiani (69 n. Chr.); diese Platte wird heute in Rom im Kapitolinischen Museum aufbewahrt.[3] Andere Werke aus Bronze, die im Mittelalter zusammen mit dieser Platte auf dem Lateransplatz aufgestellt waren, sind: die Kapitolinische Wölfin, eine Reiterstatue Mark Aurels (im Mittelalter als „Konstantinsreiter“ umgedeutet), der Dornauszieher und Fragmente des Kolosses.

Reiterstatue Mark Aurels (um 165 n. Chr.)
Reiterstatue Mark Aurels (um 165 n. Chr.)

Ein Großteil der antiken Bronzebildnisse dürfte in der Spätantike oder im Mittelalter eingeschmolzen worden sein. Die Bronzefigur der Kapitolinischen Wölfin galt lange Zeit als etruskisch; nach neueren Erkenntnissen stammt sie jedoch erst aus mittelalterlicher Zeit. Viele römische Skulpturen und Plastiken gelten als Kopien griechischer Vorbilder – ein Verdacht, der jedoch bei den Bronzen aus Volubilis nicht besteht; diese werden gemeinhin ins 2./3. Jahrhundert n. Chr. datiert.

Noch im 5. oder 6. Jahrhundert wurde das Reiterstandbild des Theoderich in Ravenna hergestellt, das Karl der Große nach Aachen überführte (wohl bereits im 9. Jahrhundert zerstört). Die letzten römischen Bronzeportale wurden im 5. Jahrhundert gefertigt.


Mittelalter


An Großbronzen sind aus dem Mittelalter Bronzetüren und einige andere Objekte wie Leuchter, Taufbecken, Grabplatten und figürliche Darstellungen erhalten.


Nordeuropa


Der Braunschweiger Löwe
Der Braunschweiger Löwe

Nördlich der Alpen gab es wohl während des gesamten Mittelalters mehrere Werkstätten (z. B. zu Beginn in Aachen, später in Hildesheim, Magdeburg und im Raum um Lüttich).

Der Pinienzapfen im Aachener Dom galt lange Zeit als antik; nach neueren Erkenntnissen wurde er möglicherweise erst um das Jahr 1000 hergestellt.

Der von Heinrich dem Löwen um 1166 auf dem Platz vor dem Braunschweiger Dom aufgestellte „Braunschweiger Löwe“ ist die älteste erhaltene Großplastik des Mittelalters nördlich der Alpen und erster größerer figürlicher Hohlguss seit der Antike. Das Original befindet sich seit 1989 zum Schutz vor schädlichen Umwelteinflüssen in der Mittelalterabteilung des Herzog Anton Ulrich-Museums, der Burg Dankwarderode. Vor dem Dom ist seither eine originalgetreue Kopie zu sehen.

Weitere Werke der romanischen Zeit in Deutschland: Sog. Helmstedter Kreuz (heute in der Schatzkammer St. Ludgerus in Essen-Werden), Grabplatte Rudolfs von Schwaben (im Merseburger Dom), Crodo-Altar (sog. Kaiserstuhl in der Domvorhalle in Goslar), Wolframleuchter (im Erfurter Dom) und die Bernwardstür in der Michaeliskirche in Hildesheim.


Italien


Bedeutende Werke des Mittelalters und der Frührenaissance in Italien sind: Bronzekugel des Doms von Siena (1264), Architravrelief der Porta della Postierla vor Orvieto (1274), Petrusstatue in St. Peter in Rom (1280) – diese Arbeiten wurden von einem aus Deutschland stammenden Gießer namens „Rosso“ im Vollguss ausgeführt. Zusammengelötete Stücke sind die Bonifaziusstatue und die Türen des Baptisteriums San Giovanni in Florenz von Andrea Pisano (1336) und von Brunelleschi (1401).


Neuzeit



Renaissance und Manierismus


Viele europäische Städte verfügten über Bronzegießereien, doch in Florenz erlebte die Bronzeplastik ihre erste wirkliche Blütezeit. Die wichtigsten Denkmäler sind die beiden Bronzetüren von Lorenzo Ghiberti am Baptisterium (1404–24 und 1425–52) und mehrere Schlüsselwerke von Donatello. Im Norden, wie beim Heiligtum des Heiligen Sebaldus der Familie Vischer in Nürnberg (1507–19), wurde ein messingartigeres Metall bevorzugt, aber die rötlich schimmernde Bronze von Florenz setzte den Standard.

Die Vorliebe der Sammler für Bronzestatuetten fällt mit dem Aufschwung des Interesses an der klassischen Antike zusammen. Der Mantuaner Antico verdiente sich seinen Spitznamen mit sehr raffinierten Verkleinerungen griechisch-römischer Altertümer. Viele der ersten Statuettengießer hatten eine Ausbildung als Goldschmied, wie Antico und der Italiener Andrea Briosco (genannt Riccio).

Während der gesamten Renaissance wurde Bronze nach dem Wachsausschmelzverfahren gegossen. Um 1500 entwickelten die Gießer die Technologie zur Vervielfältigung von Kompositionen. Die ersten großen Unternehmer, die sich mit dem Gießen und der exquisiten Patinierung von Statuetten beschäftigten, waren der in Flandern geborene Manierist Giovanni Bologna – bekannt als Giambologna – und seine Assistenten in Florenz in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Monumentale Bronzearbeiten wurden in Florenz mit großem Glanz ausgeführt, vor allem Benvenuto Cellinis beliebter Perseus (1545–54). Giambologna war jedoch derjenige, der den größten Einfluss auf die Umsetzung des Monuments in die Statuette hatte, und seine gewundene Kunst, die auf den Kompositionsprinzipien der figura serpentinata beruhte, wurde von Hofbildhauern in ganz Europa aufgegriffen, darunter der in den Niederlanden geborene Adriaen de Vries und der in München lebende Hubert Gerhard.[4]


Barock


In der Regel wurden im 16./17./18. Jhdt. künstlerische Bronzearbeiten für kirchliche und adlige Auftraggeber geschaffen oder wurden von Adligen für ihre Kunstsammlungen erworben, aber wurden auch von Künstlern als Anschauungsmaterial verwendet. Oft stellten die Bronzegiesser Surmoulages[5] her – Abgüsse von Bronzeplastik. Es gab zu der Zeit auch viele Antiken-Fälschungen. Dies waren zeitgenössische Bronzeplastiken – meist kleinformatig – die als originale antike Stücke verkauft wurden.

Die wichtigsten und einflussreichsten Bronzekünstler gab es in Italien: Giovanni da Bologna, gen. Giambologna, Antonio Susini, Alessandro Algardi, Massimiliano Soldani Benzi; in Deutschland; Hans Reichle, Georg Schweigger; in Österreich: Georg Raphael Donner, Franz Xaver Messerschmidt und in Frankreich: Michel Anguier.


Asien



Iran


Eine um 900 v. Chr. geschaffene Bronzestatuette in Form eines Hirsches wurde im Tal des Kaluraz (in der nordiranischen Provinz Gilan) gefunden, woher auch eine tiergestaltige Bronzestatuette aus dem 8./7. Jahrhundert v. Chr. stammt.[6] Ab 1928 gelangten „Luristan-Bronzen“[7] aus zahlreichen Raubgrabungen in den europäischen und US-amerikanischen Kunst- bzw. Antikenhandel.[8]


Indien


Als ältestes erhaltenes Bronzebildwerk der Welt gilt die Kleinfigur einer Tänzerin aus Mohenjo-Daro, welche ins 2. oder 1. Jahrtausend v. Chr. datiert wird. Eine Blütezeit erlebte der Bronzeguss während der Herrschaft der tamilischen Chola-Dynastie (10.–13. Jh.) im Süden Indiens.


China, Tibet, Nepal, Vietnam


China gilt als eines der wichtigsten Länder für den Bronzeguss in Ostasien. In mittelalterlicher Zeit machten sich in Tibet und Nepal erneut Einflüsse aus Indien und Südostasien bemerkbar, doch wurden in der Hauptsache nur Kleinbronzen hergestellt. Auch in Vietnam und Korea waren Bronzeplastiken bekannt.


Nachgüsse


Es gibt rechtlich gesehen zwei Arten von Nachgüssen: vom Künstler, seinen Erben oder dem jeweiligen Gussrechteinhaber autorisierte Güsse oder nicht autorisierte Nachgüsse – somit Kopien von geringem Wert.

Technisch gesehen gibt es zwei Möglichkeiten der Nachgüsse einer Form. Erstens die Abnahme vom Originalmodell, z. B. in Gips oder Ton, oder zweitens die Abnahme von der (Original-)Bronze selbst und einem darauf basierenden Nachguss. Dabei gibt es allerdings einen Schwund, d. h. die Bronze (nach der Bronze) wird kleiner in Höhe und Umfang und meistens gehen dann auch Details der Oberfläche verloren. Prominente Beispiele dafür sind Rodin-Bronzen, die auf diese Art kopiert wurden.


Literatur




Commons: Bronzebildwerk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise


  1. Wachsausschmelzverfahren | Kunstgießerei München. In: Kunstgießerei Niedermeier. Abgerufen am 5. September 2022.
  2. Sandformverfahren | Kunstgießerei Niedermeier München. In: Kunstgießerei Niedermeier. Abgerufen am 5. September 2022.
  3. Duby, Bruneau, Torelli u. a.: Skulptur von der Antike bis zur Gegenwart. 4 Bände im Halbleinenschuber. Band 1: Antike - 8. Jahrhundert v. Chr. bis 5. Jahrhundert n. Chr.; Taschen Verlag, Köln, 1996, ISBN 978-3-8228-8727-1
  4. James David Draper: “Bronze Sculpture in the Renaissance.” In Heilbrunn Timeline of Art History. New York: The Metropolitan Museum of Art, 2000, abgerufen am 15. September 2022 (englisch).
  5. Surmoulages - Copies of bronzes not art. Abgerufen am 21. September 2022.
  6. Erika Bleibtreu: Iran in prähistorischer und frühgeschichtlicher Zeit. In: Wilfried Seipel (Hrsg.): 7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran: Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Iranischen Nationalmuseums in Teheran. Kunsthistorisches Museum, Wien 2001, S. 76–185, hier: S. 162–165 (Katalognummer 90–91).
  7. Vgl. L. Vanden Berghe: Luristan. Vorgeschichtliche Bronzekunst aus Iran. München 1981.
  8. Erika Bleibtreu: Iran von prähistorischer Zeit bis zu den Medern. Kurzer Einblick in sechs Jahrtausende iranischer Kulturgeschichte. In: Wilfried Seipel (Hrsg.): 7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran: Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und desIranischen Nationalmuseums in Teheran. Kunsthistorisches Museum, Wien 2001, ISBN 3-85497-018-8, S. 40–53, hier: S. 44.

На других языках


- [de] Bronzeplastik

[en] Bronze sculpture

Bronze is the most popular metal for cast metal sculptures; a cast bronze sculpture is often called simply "a bronze". It can be used for statues, singly or in groups, reliefs, and small statuettes and figurines, as well as bronze elements to be fitted to other objects such as furniture. It is often gilded to give gilt-bronze or ormolu.

[es] Escultura en bronce

La escultura en bronce es la forma típica de la escultura en soporte metálico desde el arte antiguo. A las piezas escultóricas de este material se las denomina simplemente "bronces".



Текст в блоке "Читать" взят с сайта "Википедия" и доступен по лицензии Creative Commons Attribution-ShareAlike; в отдельных случаях могут действовать дополнительные условия.

Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.

2019-2025
WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии