Das Egon Schiele Art Centrum (ESAC) ist ein Museum und eine Galerie in Český Krumlov (Krumau) in Tschechien. Die private gemeinnützige Organisation befasst sich mit dem österreichischen Maler Egon Schiele (1890–1918), mit klassischer Kunst des 20. Jahrhunderts sowie zeitgenössischer Kunst.
Das Egon Schiele Art Centrum ist in der ehemaligen Stadtbrauerei untergebracht, die von 1608 bis 1949 in Betrieb war. Am Platz des heutigen Komplexes standen ursprünglich 4 Bürgerhäuser, die von der Stadtverwaltung etappenweise angekauft wurden. Nachdem die Stadt im Jahr 1503 zur Abdeckung der hohen Stadtausgaben die Braugerechtigkeit erlangte hatte, wurde 1523 ein Haus als Mälzerei angekauft, welche die umliegenden bürgerlichen Kleinstbrauereien, die bereits 1347 das Braurecht erhalten hatten, mit Malz versorgte. Zur Erweiterung des Malzbetriebs wurden 1584 das linke Nachbarhaus und 1606 das rechte Nachbarhaus dazugekauft. Nach größeren Umbauarbeiten durch den Ortsmaurermeister Hans Haas und den renommierten Budweiser Baumeister Domenico Benedetto Cometta wurde der eigene Braubetrieb Ende 1608 – damit also noch vor der herrschaftlichen Eggenberger Brauerei im Ortsteil Latrán – aufgenommen.
Bei der Durchnummerierung der Häuser im Jahr 1882 wurde das Haus ganz links noch als eigenständig erachtet und erhielt deshalb die separate Hausnummer 70, während die städtische Brauerei die Nummer 71 trägt.[1][2][3]
Das Gebäude besitzt eine einheitliche Sgraffito-Fassade, die im Lauf der Zeit allerdings mehrmals geändert wurde. Während die Brauerei um 1900 noch Sgraffiti mit dunklen, sogenannten diamantenen Schatten besaß, sieht man heute einen schattenlosen Quaderputz.
Die Gründung erfolgte im Jahr 1992, seine Gründer kamen aus Tschechien (Hana Jirmusová), Österreich (Gerwald Sonnberger) und den Vereinigten Staaten (Serge Sabarsky).[4] Seit 1993 beherbergt das Art Centrum eine dauerhafte dokumentarische Ausstellung über Schieles Leben und Werk mit Grafiken, Aquarellen und Zeichnungen sowie Exponaten aus seinem persönlichen Nachlass. Ergänzend finden Schwerpunktausstellungen zu seinem Schaffen statt, wie etwa:
Neben Einzelausstellungen zeigt das Art Centrum Themenausstellungen zu unterschiedlichen Kunstrichtungen und -aspekten, wie etwa:
Darüber hinaus werden großflächige Werke klassischer Kunst des 20. Jahrhunderts und zeitgenössische Kunst von internationalen und tschechischen Künstlern gezeigt (Auswahl):[4]
Synagogenrenovierung
Ab 1997 hat die Jüdische Gemeinde in Prag in Zusammenarbeit mit dem Art Centrum die Renovierung der profanierten Synagoge in Český Krumlov durchgeführt,[6] in der Ausstellungen über die jüdische Geschichte der Stadt und bildende Kunst eingerichtet wurden.[7][8]
Symposien
Im Art Centrum werden regelmäßig internationale Symposien durchgeführt:
Street art in der Straße Hradební und Krumauer Madonna
Auf der Rückfront des Gebäudes und angrenzenden Hausfassaden in der Straße Hradební finden sich wechselnde Kunstwerke verschiedener Künstler, neben unbekannten auch solche von Tets Ohnari, Roman Týc und Tomáš Vaněk.[10]
An dem an das Art Centrum rechts angrenzenden Haus Široká 72 wird auf der Fassade des Hauses von wechselnden Künstlern eine Installation zum Thema „Krumauer Madonna“ ausgestellt.[11]
Stipendiaten-Ateliers
Zur Förderung des kulturellen Austauschs wurde bis 2009 ein Teil des Museumskomplexes zu Stipendiaten-Ateliers ausgebaut, die von internationalen Organisationen für zehn Jahre gemietet werden können. Sie werden bzw. wurden unter anderem finanziert durch das Kulturministerium der Tschechischen Republik, das Land Südböhmen, das Österreichische Kulturministerium, die Landeskulturdirektion des Bundeslandes Oberösterreich und das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst (Moldau-Stipendium von 1998 bis 2010). Die Stadt Krumau stellte neben finanzieller Unterstützung auch den Gebäudekomplex zur Verfügung. Die Vergabe der Stipendien erfolgt durch die Institutionen der jeweiligen Länder.[4] Regelmäßig nutzen bzw. nutzten hauptsächlich Stipendiaten aus Österreich (seit 1995), Deutschland (1997 bis 2011), Ungarn (1998 bis 2014), Oberösterreich (seit 1999) und Taiwan (seit 2004) Ateliers.[12] Nach der Renovierung von Schieles Gartenatelier durch den Krumauer Entwicklungsfonds (Českokrumlovský rozvojový fond (ČKRF)) werden die Wohn- und Atelierräume in dem vom Art Centrum gemieteten Gebäude in der Linecká 343 ebenfalls zur Unterbringung von Stipendiaten genutzt.[13]
48.81072514.313307