Gerdt Hardorff der Ältere (* 11. Mai 1769 in Steinkirchen (Altes Land); † 19. Mai 1864 in Hamburg) war ein deutscher Maler, Grafiker, Kunstsammler und wegweisender Zeichenlehrer vieler Hamburger Maler.
Gerd Hardorff der Ältere von Franz Heesche, 1856 (Ausschnitt), Hamburger KunsthalleChristus am Kreuz, St. Severini, Leihgabe der Hauptkirche Sankt JacobiDas Abendmahl, St. Severini, Leihgabe der Hauptkirche Sankt JacobiZwei Störe, um 1795, Hamburger Kunsthalle„Gerdt Hardorff d. Ae.“ Sammelgrabmal Maler, Friedhof Ohlsdorf
Leben
Gerdt Hardorff wurde als Sohn des Schiffers und Kornhändlers Gerd Hardorff (* 1732) und dessen Frau Alheit, geborene Dreyer in Steinkirchen im Alten Land geboren.[1][2] Kurz vor 1780 zog der Vater mit seiner Familie nach Hamburg. Gerdt Hardorff hatte insgesamt sieben Geschwister.[3] Den ersten Zeichenunterricht erfuhr er ab 1783 bei Johann Anton Tischbein am Johanneum.[4] Anschließend besuchte er die Zeichenschule der Patriotischen Gesellschaft, an der 1784 mit einer Silbernen Medaille ausgezeichnet wurde.[3]
Von 1788 bis 1794 studierte er an der Dresdener Kunstakademie bei Giovanni Battista Casanova Porträt- und Historienmalerei mit einem Stipendium der Patriotischen Gesellschaft.[5] Während des Studiums versammelten sich einige Maler um ihn, mit denen er eine Privat-Akademie gründete, die auf seinem Zimmer tagte, darunter Philipp Veith, Johann Christian Klengel und Johann Heinrich Menken. Man zeichnete Akt nach lebenden Modellen und betrieb, abweichend vom Akademiestudium, Studien in der Natur.[3] Im März 1794 errang Hardorff mit seinem Gemälde Kain, nach dem Brudermord bei der Akademieausstellung den 1. Preis.[3][5] Im selben Jahr wurde es auch in Hamburg ausgestellt.[1] Neben dem Kunststudium studierte er alte Literaturklassiker, wobei ihm sein Bruder Johann, der in Dresden als Professor für orientalische Sprachen wirkte, unterstützte.[3][1] Ein weiterer Bruder, Hinrich Andreas Hardorff (* ca. 1780) wurde ebenfalls Maler und Zeichner, blieb jedoch recht unbekannt.[6] Im Hamburger Adressbuch ist er von 1816 bis 1819 verzeichnet.[7] In Gerd Hardorffs Dresdener Zeit fallen auch die Bekanntschaften zu Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Johann Gottfried Herder und Hanns Moritz von Brühl. Brühl versuchte Hardorff als Italienreisebegleitung für seinen Sohn Carl von Brühl zu gewinnen, was Hardorff aber ablehnte.[3][1]
Im Sommer 1794 kehrte Gerdt Hardorff nach Hamburg zurück. 1795 malte er für die Marien-Magdalenen-Kirche die Altargemälde Christus am Kreuz und Das Abendmahl.[8][9][10] Beide Ölgemälde wurden später von dem Oberalten Hermann Flügge[11] für die Hauptkirche Sankt Jacobi angekauft und befinden sich seit 1988 als Leihgabe in der St. Severini Kirche in Hamburg-Kirchwerder.[12] 1796 porträtierte Hardorff Friedrich Gottlieb Klopstock. Diese Zeichnung diente ihm 1819 als Vorlage für ein von ihm angefertigten Steindruck. 1827 beauftragte der französische Gesandte in Hamburg, Jean Baptiste Gaspard Roux de Rochelle, Hardorff ein Porträt Klopstocks zu malen, wofür die Zeichnung oder der Druck als Vorlagen diente. Das Ölgemälde befindet sich heute in der Sammlung des Schlosses Versailles. Der Steindruck oder das Gemälde diente wiederum anderen Lithografen, Kupfer- oder Stahlstechern als Vorlage, wie zum Beispiel Friedrich Theodor Müller, Johann Friedrich Bolt und François Pigeot.[1][13][14]
1815 gab Hardorff eine erste Mappe mit Radierungen heraus.[8][17] 1825 porträtierte er den Maler Andreas Borum.[5] Das Ölgemälde ist heute Teil der Sammlung des Museums für Hamburgische Geschichte. In den 1820er Jahren schuf er fürs Johanneum Porträts von Johann Gottfried Gurlitt (1827) und Karl Friedrich Hipp. 1828/1829 malte er ein Porträt des Johanneumgründers Johannes Bugenhagen, das der Bürgermeister Martin Garlieb Sillem (1769–1835) in Auftrag gab und dem Johanneum zu dessen Dreihundertjahrfeier 1829 stiftete. Das Ölgemälde wurde mit 14 weiteren zwischen 1997 und 1999 restauriert und hängt heute in der Humanistengalerie des Rektoratsflurs im Johanneum. Im selben Flur hängt zudem Hardorffs Ölgemälde Vertreibung der Dominikaner aus dem Johannis-Kloster, das er ebenfalls anlässlich der Dreihundertjahrfeier malte.[4] Am 16. Mai 1834 starb Hardorffs erblindeter Sohn Gerdt.[8] Im späten Alter erblindete er selbst nach und nach, sodass er in den ersten Monaten des Jahres 1849 den Beruf des Zeichenlehrers an den beiden Schulen des Johanneums nicht mehr ausüben konnte und um seine Pensionierung anhalten musste, die ihm bei vollem Gehalt bewilligt wurde.[16][18] Hardorffs Adressen im Hamburger Adressbuch wechselten häufig. Von 1841 bis 1849 hatte er jeweils zwei Adressen. Ab 1850 nur noch eine, zudem ist keine Berufsbezeichnung mehr im Adressbuch angegeben. Wohnhaft war er ab da bis zu seinem Tode in der Drehbahn 44 in Hamburg-Neustadt. Sein Sohn Rudolf Hardorff hatte eine Zeit lang ebenfalls jeweils zwei Adressen, wobei er sich mit ihm ab 1845 eine davon teilte, zuletzt die Adresse Drehbahn 44.
Gerd Hardorff war ein Gründungsmitglied des im Januar 1822 gegründeten Kunstvereins in Hamburg.[19] 1852 verlieh ihm der Hamburger Künstlerverein die Ehrenmitgliedschaft. 1856 porträtierte Franz Heesche Gerd Hardorff. Der Hamburger Künstlerverein stiftete das Ölgemälde Hardorff zu Ehren der öffentlichen Gemäldegalerie des Kunstvereins in Hamburg,[1] die ihre Räume unter den Börsenarkaden der Handelskammer am Adolphsplatz hatte. Die Sammlung der Gemäldegalerie sowie die Sammlungen von Georg Ernst Harzen und Johann Matthias Commeter bildeten später den Grundstock der Sammlung der Hamburger Kunsthalle.[20] Gerdt Hardorff starb am 19. Mai 1864 und wurde am 23. Mai auf dem Friedhof der Hauptkirche Sankt Petri der Dammtorfriedhöfe in einer Gruft beigesetzt. Seine Frau Juliane starb fünf Jahre vor ihm.[1][2] Neben seinen Arbeiten hinterließ Hardorff seine Gemäldesammlung Alter Meister und seine Sammlung von etwa 5.000 Zeichnungen und Grafiken,[3] die beide 1864 und 1867 versteigert wurden.[8]
Werke von Gerdt Hardorff befinden sich unter anderen in den Sammlungen der Hamburger Kunsthalle, des Museums für Hamburgische Geschichte, der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek, des Hamburger Johanneums, des Heine'schen Wohnstifts der Hartwig-Hesse-Stiftung,[21] der Hauptkirche Sankt Jacobi (zwei Gemälde befinden sich als Leihgabe in der St. Severini Kirche), des Schlosses Versailles und des Philadelphia Museums of Art.
Im Bereich des Althamburgischen Gedächtnisfriedhofs des Ohlsdorfer Friedhofs wird auf dem Sammelgrabmal Maler unter anderen an Gerdt Hardorff erinnert.
1927 wurde der Hardorffsweg in Hamburg-Barmbek-Nord nach ihm benannt.[22]
Ausstellungen (Auswahl)
2019: Hamburger Schule – Das 19. Jahrhundert neu entdeckt (12. April bis 14. Juli), Hamburger Kunsthalle – Zwei Störe, um 1795, Öl auf Leinwand, 24,5 × 13,5 cm (Hamburger Kunsthalle, Inv.-Nr. HK-2749)
Johann Rudolf Füssli, Hans Heinrich Füssli: Hardorf, (Gerold). In: Allgemeines Künstlerlexikon, Band 2, Teil 3, Orell, Füssli & Company 1808, S. 517 (Digitalisat).
Johann Georg Meusel: Hardorf, (Gerdt). In: Teutsches Künstlerlexikon oder Verzeichniss der jetztlebenden teutschen Künstler, Meyer, Lemgo 1808, S. 352–353 (Digitalisat).
Gerdt Hardorff. In: Friedrich Faber (Hrsg.): Conversations-Lexicon für bildende Kunst, 6. Band, Rengersche Buchhandlung, Leipzig 1853, S. 379 (Textarchiv– Internet Archive).
Hardorff, Gerdt, senior. In: Hamburgisches Künstler-Lexikon, bearbeitet vom Verein für Hamburgische Geschichte. Hoffmann und Campe, Hamburg 1854, S. 126–127 (Digitalisat)
Friedrich Stammann: Gerdt Hardorff. (Nachruf) In: Hamburger Nachrichten, 15. Juni 1864, S. 1 (Digitalisat)
Nachruf auf Gerdt Hardorff in: Schulnachrichten. In: Zu der öffentlichen Entlassung ... in der Aula des Johanneums stattfinden wird, ladet im Namen sämmtlicher Lehrer ergebenst ein..., Hamburg 1865, S. 39–40 (Digitalisat).
Hardorff, Gerdt der Aeltere. In: Friedrich von Boetticher:Malerwerke des 19. Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte. Band 1/1, Bogen 1–30: Aagaard–Heideck. Fr. v. Boetticher’s Verlag, Dresden 1891, S.461 (Textarchiv– Internet Archive).
Alfred Lichtwark: Gerdt Hardorff. In: Herrmann Kauffmann und die Kunst in Hamburg 1800–1850 (Originalausgabe 1893), Severus Verlag, Imprint vom Diplomica Verlag, 2013, S. 24, 62, 67. 68, 71 (Digitalisat).
Alfred Lichtwark: Gerdt Hardorff Der Ältere. In: Das Bildnis in Hamburg. 2. Band, Kunstverein in Hamburg, Hamburg 1898, S. 14–16, 79, 83–85, 103, 150, 175, 210, 214 (Textarchiv– Internet Archive).
Ernst Rump: Hardorff, Geerdt, d. ä. In: Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs, Altonas und der näheren Umgebung, Otto Bröcker & Co., Hamburg 1912, S. 53 (Textarchiv– Internet Archive).
Johannes Meyer: Hamburger Bildnisse, Vorwort von Alfred Lichtwark, Kunstverein in Hamburg, Otte Meissners Verlag, Hamburg 1913, S. 13, Bild S. 42 (Digitalisat).
Victor Dirksen:Hardorff, Hamburger Künstlerfamilie: Gerdt d. Ä. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band16: Hansen–Heubach. E. A. Seemann, Leipzig 1923, S.29.
Otto Hardorff: Die auf Hamburg bezüglichen Werke Gerdt Hardorffs und seiner Söhne Gerdt jr., Rudolph und Julius. In: Mitteilungen des Vereins für Hamburgische Geschichte, Band XIV, Heft 2, Nr. 5, Januar 1925, S. 161–165 (Digitalisat).
(Otto?) Hardorff: Gerdt Hardorff. Ein vergessener Hamburger Künstler. In: Das Johanneum – Mitteilungen des Vereins ehemaliger Schüler der Gelehrtenschule des Johanneums, Heft 33, 1. Dezember 1935, S. 224–226 (Digitalisat).
Gerrit Walczak: Das Gründerportrait des Johanneums von Gerdt Hardorff d.Ä. In: Das Johanneum – Mitteilungen des Vereins ehemaliger Schüler der Gelehrtenschule des Johanneums, Heft 1, 2000, S. 42–49 (Digitalisat).
Gerdt Hardorff d. Ä. In: Franklin Kopitzsch, Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie. Band4. Wallstein, Göttingen 2008, ISBN 978-3-8353-0229-7, S.135.
Maike Bruhns: Hardorff, Gerdt d. Ä. In: Der neue Rump. Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs. Hrsg.: Familie Rump. Überarbeitete Neuauflage des Lexikons von Ernst Rump. Ergänzt und überarbeitet von Maike Bruhns, Wachholtz, Neumünster 2013, ISBN 978-3-529-02792-5, S. 176
Ulrich Schulte-Wülwer: Bendixen als Lehrer. In: Kieler Künstler – Band 1: Kunstleben und Künstlerreisen 1770–1870. Sonderveröffentlichungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte herausgegeben von Jürgen Jensen, Band 75, Boyens, Heide 2014, ISBN 978-3-8042-1406-4, S. 134–136.
Markus Bertsch, Iris Wenderholm: Hamburger Schule – Das 19. Jahrhundert neu entdeckt. Herausgegeben im Auftrag der Hamburger Kunsthalle, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2019, ISBN 978-3-7319-0825-8, S. 7, 19, 53, 61, 65, 69, 76, 81, 92, 124–125, 146–147, 478.
Hardorff: Gerdt Hardorff. Ein vergessener Hamburger Künstler. In: Das Johanneum – Mitteilungen des Vereins ehemaliger Schüler der Gelehrtenschule des Johanneums, Heft 33, 1. Dezember 1935, S. 224–226 (Digitalisat)
Gerrit Walczak: Das Gründerportrait des Johanneums von Gerdt Hardorff d.Ä. In: Das Johanneum – Mitteilungen des Vereins ehemaliger Schüler der Gelehrtenschule des Johanneums, Heft 1, 2000, S. 40, 42–49 (Digitalisat)
Maike Bruhns: Hardorff, Gerdt d. Ä. In: Der neue Rump. Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs. Hrsg.: Familie Rump. Überarbeitete Neuauflage des Lexikons von Ernst Rump. Ergänzt und überarbeitet von Maike Bruhns, Wachholtz, Neumünster 2013, ISBN 978-3-529-02792-5, S. 176
Maike Bruhns: Hardorff, Hinrich Andreas. In: Der neue Rump. Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs. Hrsg.: Familie Rump. Überarbeitete Neuauflage des Lexikons von Ernst Rump. Ergänzt und überarbeitet von Maike Bruhns, Wachholtz, Neumünster 2013, ISBN 978-3-529-02792-5, S. 176.
Victor Dirksen:Hardorff, Hamburger Künstlerfamilie. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band16: Hansen–Heubach. E. A. Seemann, Leipzig 1923, S.29–30.
1964 Klopstock (Friedrich Gottlieb). In: Hans Schröder: Lexikon der hamburgischen Schriftsteller bis zur Gegenwart, Band 4: Klincker – Lyser. Fortgesetzt von Friedrich August Cropp und Carl Rudolph Wilhelm Klose, Verein für Hamburgische Geschichte (Hrsg.), W. Maukes Söhne, Hamburg 1866, S. 13 (letzte Zeile) und 14 (Digitalisat)
Nachruf auf Gerdt Hardorff in: Schulnachrichten. In: Zu der öffentlichen Entlassung ... in der Aula des Johanneums stattfinden wird, ladet im Namen sämmtlicher Lehrer ergebenst ein..., Hamburg 1865, S. 39–40 (Digitalisat)
Hardorff, Gerdt, senior. In: Hamburgisches Künstler-Lexikon, bearbeitet vom Verein für Hamburgische Geschichte. Hoffmann und Campe, Hamburg 1854, S. 126–127 (Digitalisat)
Erwähnt im dritten Abschnitt in Tag des offenen Denkmals am 09. September 2012: Heine´sches Wohnstift, Holstenwall 18, Hamburg auf der Website des Denkmalvereins Hamburg
Rita Bake: Ein Gedächtnis der Stadt. Nach Frauen und Männern benannte Straßen, Plätze, Brücken, Band 3, Stand: Dezember 2017, S. 633 (epub.sub.uni-hamburg.de PDF).
Другой контент может иметь иную лицензию. Перед использованием материалов сайта WikiSort.org внимательно изучите правила лицензирования конкретных элементов наполнения сайта.
2019-2025 WikiSort.org - проект по пересортировке и дополнению контента Википедии